Mit der Burda begann meine Nähkarriere. In einer burda moden, wie die burda style damals in den 90ern und 2000ern noch hieß, war DAS Schnittmuster, das ich für meinen ersten selbstgenähten Rock verwendete. Und viele Jahre lang nähte ich tatsächlich nur burda Schnitte. Denn vor vielen Jahren war die Auswahl an Schnittmusterzeitschriften und Indie-Schnittmusterlabels wirklich übersichtlich bzw. mir war gar nicht bewusst, dass es auch etwas anderes als Burda geben könnte.
Ich begann also zu nähen, ohne Video Tutorials, ohne Reels, ohne Pinterest und ohne Nähcoach. Und ja, ich bewundere mich heute dafür, wie ich furchtlos ignorierte, wieviele Sterne ein Schnitt hatte und dann auch einfach mal ein Masterpiece anging, ohne zu wissen, was da eigentlich an Nähtechniken drin steckt. Es wäre sicherlich ganz gut gewesen, wenn mir mal jemand gesagt hätte, dass es unterschiedliche Einlagen gibt und was deren Sinn ist.
Nähen in der Neuzeit
Inzwischen gibt es eine Vielzahl an Quellen, wenn man mit dem Nähen startet. Auch ich gucke mir immer mal gerne Video Anleitungen an, denn ich lerne natürlich immer noch dazu. Manchmal auch, dass gewohnte Techniken auf eine andere Art noch viel besser funktionieren oder die Verarbeitung und Konstruktion simpler geht.
Bislang habe ich noch viel Schnittmuster aus Zeitschriften rauskopiert. So auch die Schnitte aus den burda style Magazinen. Bis ich nun einen bestimmten Schnitt vor Augen hatte und im Online Katalog etwas sehr passendes fand. Ein Einzelschnitt allerdings, der in keinem der Hefte ist. Mit dem wollte ich nun mal die burda style PDF Download Schnittmuster testen.
Erfahrungen mit burda style Download Schnittmustern
Die Anmeldung im Shop ging schnell, nun fällt mir gerade ein, dass ich den Newsletter Willkommensbonus gar nicht ausgenutzt habe. Also, vielleicht demnächst noch mal ein anderes Schnittmuster aussuchen! Download des PDF war auf jeden Fall auch schnell erledigt und die Zahlung erfolgte fix per PayPal.
Nun hatte ich die Hoffnung, dass bei den burda style PDF Schnittmustern auch immer eine A0 Datei dabei ist. War jedoch nicht bei diesem Schnitt. Das ist etwas schade, denn laienmäßig gedacht, müssten die Daten bei burda ja vorliegen. Schließlich sind die zu kaufenden Einzelschnitte in Papierform ja auch auf ein großes Format, schätzungsweise A0, gedruckt.
Naja, mir lag also nun nur ein 70 seitiges PDF Dokument vor. Und ich hatte keine Lust – und keinen funktionierenden Drucker – um diesen auszudrucken und zusammenzukleben. Also beschloss ich das Schnittmuster von A4 selbst auf A0 zu konvertieren.
Dabei stellte ich dann fest, dass die Datei von burda nur ein mehrseitiges A4 PDF anbietet. Keine Option den Schnitt direkt zum Plot weiterzuschicken. Also googelte ich etwas rum und fand das tolle Tutorial von Vervliest und Zugenäht. Danke dafür, Nina!
burda style PDF Schnittmuster zu A0 wandeln
Nina erklärt die Methode sehr gut, wenn man die A4 Seiten digital aneinanderkleben will und dann so einen A0 Plot bekommt.
Mir kam bei dem burda Schnittmuster jedoch noch eine andere Variante in den Kopf, wie man das PDF zu einem A0 umwandeln kann.
Und das möchte ich gern mit euch teilen!
Tutorial
Genau, wie in Ninas Tutorial werden zwei kostenlose Programme benötigt. PDF24 zum Trennen der PDF Seiten und Inkscape zum Erstellen des A0 Formats.
Ich starte hier mit einem geteilten PDF. Mir war nämlich aufgefallen, dass im PDF auf einigen Seiten die Übersicht der folgenden Seiten dargestellt wird. Inklusive einem Testquadrat. Und so habe ich die Methode gewählt, genau diese eine PDF Seite in Inkscape zu skalieren, sodass das Test Quadrat dann die Realmaße hat.
Dazu legen wir in Inkscape ein Neues Dokument an und wählen als Format A0.
Anschließend importieren wir die PDF Seite, die wir auf A0 vergrößern wollen. Das geht entweder über „Datei importieren“. Stattdessen kannst du auch die Datei aus dem Speicherordner rüber ins Inkscape Programm „ziehen“.
Wichtig ist nur, dass du in dem Fenster, was sich dann öffnet, eine Auswahl veränderst. Denn bei „Schriftarten“ muss unbedingt „Alle Texte in Pfade umwandeln“ ausgewählt sein, sonst funktioniert die Methode nicht.
Hast du das ausgewählt, dann funktioniert das, was wir vorhaben.
Wenn die Seite in Inkscape reingezogen ist, wird sie neben unserem A0 Blatt angezeigt. Ich hatte hier das Format des A0 Blatts im Hochformat gewählt, da die Schnittteile, die ich auf dem A0 haben will, ehr im Hochformat passen. Es werden jedoch nicht alle Schnittteile auf einen A0 Bogen passen. Zumindest bei meinem Kleiderschnitt mit dem ich es getestet habe, waren einige Schnittteile zu groß.
Hier will ich aber hauptsächlich die Schnittteile Ärmel und Vorderteil plotten lassen, daher passt das dann. Diese Schnittteile fehlen mir nämlich noch. Als ich den Schnitt umgewandelt habe, war mir nicht aufgefallen, dass es nicht nur auf der ersten Seite eine Übersicht gibt, sondern dass auch vierzig Seiten weiter nochmal eine Schnittübersicht einen weiteren Bogen ergibt. Das fiel mir erst auf, als ich mich beim Kundenservice beschwerte, dass ein Teil des Schnittmusters fehlen würde…
Ich wähle in der Menüleiste links den Pfeil aus und kann nun bei gedrückter Maustaste einmal alles markieren („über alles rüberziehen“), was an Teilen auf dem A4 Blatt zu sehen ist. Das lege ich dann mit Strg+C in die Zwischenablage.
Auf meinem A0 Bogen lege ich es wieder ab. Dazu bewege ich die Maus dort auf das Blatt und füge die Zwischenablage mit Strg+V wieder ein.
Auf der A4 Seite zoome ich nah ran und mache mit dem Rechteck-Tool ein „Lineal“. So kann ich sehen welche Pixelgröße das Testquadrat hat. In meinem Fall – und mit ziemlicher Sicherheit bei allen Schnitten – ist es 12 mm, möchte ich also die Teile proportional vergrößern, muss ich den Skalierfaktor finden.
Ich nutze den Rechner und dividiere 100 durch 12. Das, was ich erhalte ist nun der Skalierfaktor, um alle Teile auf die Originalgröße zu bringen, die dann im A0 Format passt.
Bei meinem markierten A4 Bogen kann ich sehen, dass die Breite der Markierung (B:) mit 142,842 angegeben ist. Genau dieses Maß muss ich nun mit meinem Faktor multipliziert verändern.
Also berechne ich das im Taschenrechner.
Die aus der Zwischenablage eingefügten Schnitteile auf meinem A0 Bogen markiere ich nun wieder gesamt. Dann kann ich in Inkscape meine neue Breite eingeben (B: 1190,35).
Muss nur darauf achten, dass das Schloss geschlossen ist und ich so sowohl die Breite als auch die Höhe proportional skaliere.
Das nun vergrößerte A0 Format kann ich mir nun so hinschieben, wie ich den Plot haben will bzw. haben muss.
Denn nun lege ich mir im A0 Blatt das hin, was ich später auf meiner Plot Seite sehen will.
Ich kann mir nun nochmal ein „Lineal“ machen, um zu checken, ob das Testquadrat nun wirklich 10 cm breit und hoch ist.
Ist die A0 Seite mit dem gefüllt, was ich plotten will, exportiere ich die Seite (Datei > Exportieren). Hier kann ich nun nur die Seite auswählen, die ich brauche.
Und schon habe ich eine A0 Datei, die ich zum Plotten schicken kann!
Wer nun ganz gewieft ist, kann sich sogar die Farben der Linien anpassen oder die Größenlinien rauslöschen, die nicht gebraucht werden. Für mich reicht aber eine „Quickie“ Lösung, denn Ausschneiden muss ich ja so oder so noch.
Möchte man aber Papier sparen, kann man nun z.B. auch Teile von einem A0 Bogen zusammenfassen, sodass kleinere Teile noch Lücken füllen. Ähnlich, wie man es macht, wenn man Kopierpapier nutzt und nicht verschwenden will.
Das Tolle ist, dass man nun einfach digital Rumprobieren kann und erst in dem Moment, wo man zufrieden ist, die Seite exportiert und dann plotten lässt.
Vorteil von burda im A0 Format:
- Zeitersparnis, denn das Kleben fällt weg
- kein Rumkrabbeln auf dem Boden notwendig
- 4 Euro Ersparnis (4,95 € Plot+Versand plus 6,99 € Schnittmuster statt 15,80 € für den Papierschnitt+Versand)
- Option den Schnitt selbst etwas hochzugradieren indem z.B. die Skalierung etwas angepasst wird. Das geht natürlich nicht bei allen Schnittmustern und erfordert etwas Erfahrung mit der Konstruktion des Bekleidungsstückes.
Nachteil:
- Warten auf den Plot
- kein Zuschneideyoga, muss also während ich warte ein anderes Mady Morrison Video machen
- ist vielleicht nicht unbedingt ökologischer, da auch hier ein Versand stattfindet
- kann noch nicht sagen, ob wirklich immer auf der einen Seite der Schnittbogen gesamt abgebildet ist, oder ob ich da nur Glück hatte