Fünf Gedanken einer Kreativen

Manchmal sind es die kleinen Dinge, die einen großen Unterschied machen. Zuletzt hatte meine Nähecke etwas gelitten. Die Seite meines Schlafzimmers, auf der ich eine kleine Nähecke eingerichtet hatte, war zur Abstellecke geworden. Da stapelten sich nun aussortierte Klamotten und Kartons;, statt den Staubsauger im Keller abzustellen, hatte er dort in der Ecke nun seinen festen Stellplatz und der Wäscheberg versperrte die Sicht auf das Chaos – aber nicht in einer inspirierenden Weise.

Zum Glück war aber ja mal wieder ein Feiertagswochenende und ich war am Freitagabend davor auch sehr motiviert aufzuräumen. So legte ich die Nähecke frei und damit wurde auch der Ballast weggeräumt, der mich zuletzt daran hinderte in der Ecke kreativ zu werden.

Beim Kreativsein kamen mir dann auch mal wieder ein paar Gedanken. Zeit also für eine neue Ausgabe von „Fünf Gedanken einer Kreativen“:

Planvoll nähen

Das ist ja das Motto von Elle Puls (gewesen). Jede ihrer alten Podcast Episoden, die ich mir dieses Jahr sehr gern beim Spülen anhöre, beginnt damit. „Hier wird planvoll genäht!“ und ja, das erinnert mich immer wieder daran, dass ich jahrzehntelang einfach nicht geplant habe, was ich nähe.

Ich habe emotional bedingt Stoffe gekauft und weil die Stoffe eben da waren, mir dann etwas überlegt, was ich daraus nähen will. Da ich ja vor dem Stoffkauf keinen Plan hatte, waren es auch immer nur so 1,5 oder 2 m am Stück, die ich zur Verfügung hatte. Und oft wurde dann daraus immer wieder derselbe Basis Schnitt. Ein Blusenoberteil, geschnitten wie ein T-Shirt. Da wirken doch die Stoffe immer schön, hatte ich mir gedacht. Und unbeabsichtigt eine Garderobe erschaffen, die zwar nicht nur aus Jeans und T-Shirt bestand, aber wie Jeans und T-Shirt aussah. Dabei gibt es doch so schöne Schnittvarianten und Modelle, die viel mehr her machen, als das. Und genau deswegen komme ich seit dem Hören der Podcast Episoden von Elke – im Moment stecke ich im Jahr 2021 – auf diesen neuen Gedanken ->

Design your wardrobe

Ist auch so ein bisschen von einem anderen Podcast beziehungsweise einer Näh-Community inspiriert. Seamwork hat einen englischsprachigen Podcast, den ich ab und an auch sehr gern höre. Und bei Seamwork gibt es nicht nur Schnittmuster, sondern sie haben für Community-Mitglieder auch ein Programm mit dem Namen „Design your wardrobe“. Ja, und irgendwie ist das ein wenig ähnlich, wie Näh deinen Stil war, nur, dass es eher darum geht eine saisonale, zusammenpassende Garderobe zu erstellen und aus Stoffen, die man im Bestand hat oder die man dazu kauft, zu nähen. Das Programm kann man entweder in seinem eigenen Tempo durchlaufen oder sich den zweimal im Jahr stattfindenden Community-Aktionen anschließen. Ich bin noch am Überlegen, ob ich mir vielleicht mal so eine Aktion bzw. die Seamwork Mitgliedschaft gönne.

Qualität statt Quantität

Das ist nämlich für die kommenden Jahre mein Ansatz. Lieber weniger Stoffe kaufen und stattdessen dann in gute Materialien investieren. Und, das müssen nicht immer teure Materialien sein. Hochwertige Stoffe erkenne ich durch meine textiltechnischen Anteile im Studium sehr gut. Und ein Griff zeigt mir meist schon, ob die Qualität meinen Ansprüchen genügt – wichtig für mich ist nur, dass ich nicht wieder dazu neige bei einem guten Angebot zu viele Meter Stoff mitzunehmen. Denn ich will keinen Stoffhandel betreiben, sondern für ein paar Teile, die meine Garderobe ergänzen die passenden Qualitäten finden. Und vor allem, Kaufen und Nähen mit Plan. Und dann auch genau nach Plan kaufen, nur die Menge, die ich brauche. Da kommt dann nämlich auch der nächste Gedanke mit ins Spiel.

Zeit als wertvollstes Gut

Gerade, wo ich meinen Kleiderschrank für den Sommer umgeräumt habe und dabei auch schon wieder Kleidungsstücke aussortiert habe, ist mir bewusst geworden, wieviel Zeit in meinem Kleiderschrank steckt.

Zeit, die Kleidungsstücke anzufertigen. Zeit, die Kleidungsstücke immer wieder neu zu sortieren. Zeit, die Kleidungsstücke, die mir nicht mehr passen auf eine gute Art loszulassen.

Denn, auch wenn es nur ein paar Fotos und eine Beschreibung sind, auch für vinted braucht man Zeit. Genauso, wie man stundenlang auf einem Flohmarkt stehen kann, ohne dass man ein Teil loswird. Ich habe inzwischen einiges aus meinem Kleiderschrank in neue Hände gegeben. Und tatsächlich Platz geschaffen. Nicht nur Platz im Schrank, auch Platz im Kopf. Beim Sortieren meiner Altkleider sortiere ich auch immer etwas auf den Upcycling Stapel. Da lagern inzwischen einige Tüten mit alten Stücken, die ich meiner Meinung nach nicht auf normalem Wege loswerden würde. Aber sie eignen sich noch dazu neue Kleidungsstücke zu werden. Upcycling von Selbstgenähtem.

Upcycling als neue Priorität im kreativen Prozess

Ja, denn ich habe neulich den Entschluss gefasst, dass ich bis Ende 2025 erstmal keine Kleidungsstücke, für die ich einen neuen Stoff kaufen müsste, für mich planen möchte. Stattdessen will ich mich darauf konzentrieren das zu verwerten, was ich bereits habe. Und vor allem möchte ich die Stücke, die bei mir nur noch lagern, zu neuen Stücken upcyceln.

Aus einer Bluse habe ich schon ein Babyblüschen, aus alten Wollpullovern Pumphosen und aus einer zu engen Hose eine Hose in Größe 98 zugeschnitten. Das ist eine andere Art von Kreativität, aber es passt gerade gut, da ich viele Babys und Kleinkindern im Freundinnenkreis habe. Und es macht tatsächlich sehr große Freude, wenn ich höre, dass die Kinder meine Kleidung lieben und sie sehr gern tragen – so gern, dass ich vielleicht bei einigen Modellen immer gleich zwei Größen nähen sollte 😉 Ob das so klappt, mit den Upcycling Klamotten muss ich mal schauen, aber zumindest aus ein paar Stoffmetern, die ich noch da habe, könnte das klappen.

Und ja, genau, wie ich bei zukünftigen Käufen auf Qualität statt Quantität achten will, so möchte ich auch bei der Vearbeitung noch mehr Wert auf Qualität legen. Vor allem im Bereich Passform habe ich noch einiges dazuzulernen. Als erstes will ich mich auf jeden Fall mal intensiver mit der FBA befassen und ein-zwei Grundschnitte lernen anzupassen.


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