Als ich anfange diesen Beitrag zu schreiben, bin ich 36 Jahre alt. In meinem Schrank gibt es genähte und gestrickte Kleidungsstücke, die ich vor mehr als zwanzig Jahren angefertigt habe.
Schon immer war mein Stil einizigartig. Ich habe mich zwar für Trends interessiert und konnte auch meist sagen, was demnächst angesagt sein wird. Doch selbst trage ich meist einen -meinen ? – zeitlosen Stil. Eine Mischung aus Basics und gemusterten Einzelstücken.
Und genau diese Einzigartigkeit an meiner Garderobe mag ich, doch sie erschwert auch immer mal die Kombination der vielen Stücke in Outfits. Mein Schrank ist voll, aber nicht zusammenpassend – definitv keine Capsule Wardrobe.
Inzwischen habe ich ihn aufgeteilt in einen Teil an Kleidungsstücken, den ich wirklich trage und einen Teil, der nur zur Aufbewahrung der Kleidungsstücke dient, die ich eigentlich gar nicht mehr tragen möchte. Doch noch kann ich mich nicht von allem Trennen. Das Aufteilen der Kleidung in Stücke, die wirklich noch in Rotation sind und das „Verstecken“ der Stücke, die ich wirklich loswerden sollte, ist der erste Schritt in meiner eigen definierten neuen Reise, die ich 2025 angehen möchte.
#handmadelifemakeover – die Idee
Näh deinen Stil, das gab es mal im Club von Elle Puls. Und genau Ende des letzten Jahres, als ich anfing mir Gedanken um meinen Stil zu machen und zu überlegen, wo die Reise für mich hingehen soll, da schloss der Club seine Türen für immer. Leider. Elke unterstützt nun Stilberaterinnen dabei ihr Business clever und online aufzubauen, so wie sie es mit dem Club geschafft hatte. Ich werde also nicht als Teil ihrer Community meine Garderobe untersuchen und meine Handmade Garderobe neu aufsetzen, sondern kann mich nur von den aktuell noch frei verfügbaren Inhalten wie zum Beispiel dem Näh deinen Stil Podcast oder auch YouTube Videos leiten lassen.
Ich nehme mir bewusst das ganze Jahr, um diese Stil Reise zu erleben. Im Januar arbeitete ich im Hintergrund meines Kopfes an dem Gedanken, wie es wäre, wenn ich den Kleidersschrank radikal verändere. Loslasse, was ich wirklich nicht mehr tragen mag.
Bereits vor zwei Jahren habe ich in einer Radikal-Aktion meinen Kleiderschrank einmal komplett ausgeräumt und dann alle Kleidungsstücke sortiert nach „passt“, „passt definitiv nicht“ und „k.A. ob das passt, muss ich anprobieren“. Daraus entstanden dann gefüllte Kisten, die immer noch im Keller darauf warten, dass etwas mit der Kleidung passiert. Umnnähen wäre bei manchen Teilen eine Option. Entweder zu einem anderen mir passenden Modell, oder aber auch zu Kinderkleidung oder Taschen.
Vom Brauchen und Gebrauch machen
Doch vermutlich hat es einen Grund, dass die Kisten teilweise ungeöffnet nun seit zwei Jahren im Keller stehen. Mein Schrank ist ja immer noch voll – erschreckend überladen voll – und ich brauche eigentlich nichts anderes.
So radikal, wie ich die Kleidung nach der „Passt-oder-passt-nicht-Methode“ aussortiert habe, will ich nun auch noch andere Kriterien abwägen. Und im Mai dann erneut eine Sortier-Aktion starten.
Warum ich den Mai dafür wähle? Ihr ahnt es vielleicht. Me Made May. Und ein Monat der mit einem langen Wochenende startet, also genug Zeit, um mal ein-zwei Tage die Wohnung auf den Kopf zu stellen und Klamotten (aus) zu sortieren.
Bisherige Gedanken in der Vorbereitung
So ein Makeover passiert nicht einfach an einem Tag. Ich glaube, es braucht schon etwas Gedanken im Vorfeld und dann eine gute Strategie für das tatsächliche Sortieren. Und natürlich muss ich auch überlegen, was ich dann mit der Kleidung mache, die ich aussortiere. Es soll ja nicht alles einfach wieder im Keller landen und dann dort ewig lagern.
Ich lerne immer viel durch Lesen und so habe ich mir im Januar und Februar mal angeschaut, was die Bücherhalle mir so für Ratgeber anbietet. Einige Bücher gibt es auch in der Onleihe oder bei Libby, sodass ich sie auf meinem Smartphone ganz bequem lesen konnte.
- Die Kleiderschrank Diät*
- The Curated Closet*
- Mit System zu gutem Stil*
- How to pack for any trip
Und weil ich bei der Recherche noch einige weitere Gedanken hatte und auch noch mehr Bücher gefunden habe, gibt es hier in Kürze einen extra Blogbeitrag dazu.
Elke hat die Reise zum Stil in vier Phasen unterteilt. Erst ist man Un-Sicher, wird dann farb-sicher, draufhin geht es über Outfit-sicher zu Stil-sicher und dann dem Selbst-sicher sein. Ich finde diese Phasen sehr passend, bin ich doch gerade definitiv in der Phase der Unsicherheit. Aber mit großer Motivation das Thema anzugehen!
Capsule Wardrobe
Viele meiner Wünsche bildet auch das Capsule Wardrobe Prinzip ab. Das man extrem durchziehen kann und sich 30 Teile für 30 Tage zusammenstellt. Oder etwas großzügiger mit der Anzahl an Teilen ist. Wichtig ist, dass die Capsule eine Einheit bildet und zusammen funktioniert. Die Unterteile ergänzen die Oberteile und ausgewählte Accesoires und Schuhe komplettieren die Outfits der Capsule.
Und so gelangte ich nach der ersten Recherche und dem Studieren verschiedener Bücher und dem Hören einiger Podcastepisoden zu den ersten Merkmalen für (m)einen Stil und machte mir die ersten Gedanken.
Farben
Ich mag Farben. Und ich glaub, ich habe eine Idee, welche Farben mir stehen. Doch nicht immer suchte ich meine Kleidung danach aus. Das soll sich 2025 ändern. Und weil ich beschlossen habe, dass auch eine Investition in mich dieses Jahr mal wieder fällig ist, gönne ich mir im April eine Farbberatung bei Laura Hertel in Leipzig. Selbstverständlich werde ich euch hier davon berichten.
Tatsächlich denke ich, dass die Unsicherheit im Bereich der Farben gerade ein großes Thema ist, was die weitere Garderobengestaltung bei mir erschwert. Im Stoffladen kann ich eine Qualität in allen Farben des Regenbogens finden. Ich bin nicht so eingeschränkt, wie ein Normalkunde, der nur die Farben zur Auswahl hat, die gerade dem gängigen Trend entsprechen. Will ich ein T-Shirt in Apfelgrün, dann kaufe ich dazu den Stoff und nähe es. Auch wenn die Trendfarbe Pastellgelb ist und in jedem zweiten Laden die T-Shirts in diesem Farbton angeboten werden. Ich dagegen habe die Qual der Wahl. Und um mir da ein paar Rahmenbedingungen zu setzen, anhand derer ich mich etwas eingrenzen kann, das ist vermutlich ein guter Schritt, um meine Kreativität in der Bahn zu halten.
Muster
Mit Stoffen ist das ja so ein bisschen wie mit Kunst. Man schaut bestimmte Stile einfach sehr gern an. Und genau, wie ein Kunstsammler, sammelte ich jahrelang verschiedene Musterstoffe. Würde ich sie klassifizieren, dann gehen sie zumindest meist in eine ähnliche Richtung. Ich liebe abstrakte, bunte, nicht figürliche Muster.
Es gibt ja einige Hobbyschneiderinnen, da ist das Lieblingsmuster der Streifen. Und das muss ich sagen, findet sich in meinem Schrank kaum. Streifen haben mich vermutlich aufgrund ihrer Geradlinigkeit noch nie angesprochen. Ich mag es lieber artsy oder artsy floral.
Wenn ich mir meinen Kleiderschrank so anschaue, dann passt diese Beschreibung der Muster ganz gut. Aber sie passen eben nicht immer alle zueinander und mir fehlen noch die Kombiteile, um aus den Einzelstücken Ensembles zu bilden. Ein paar Basics können vermutlich die Einzelstücke hervorragend präsentieren, ich muss nur herausfinden in welcher Farbwelt ich diese Basics am besten herstelle.
Passform
Als ich angefangen habe Kleidung für mich zu nähen, war ich ein Teenager mit eher flachbrüstigem, langem strichförmigem Körper. Eine fast perfekte Burda Gr. 38, zumindest nähte ich damals eigentlich nur nach Burda oder freestylte. Und bei Burda da wählte ich immer die 38, die ich dann ohne Änderungen nähte. Armlänge, Beinlänge, Umfänge, alles passte.
2009 änderte sich nach einem längeren Krankenhausaufenthalt mein Körper Medikament-bedingt, gefühlt von einer Woche auf die nächste. Ich nahm im Laufe von wenigen Wochen rasant fast 25 kg zu. Immerhin ganz gut verteilt und dank Second-Hand Läden war meine Garderobe auch schnell wieder gut gefüllt. Ehlich gesagt machte ich mir damals aber gar keine Gedanken, dass ich nun einen „dicken“ Körper hatte – außerhalb der gängigen Konfektionsgrößenskala – und kaufte mir einfach die Kleidungsstücke in einer größeren Größe, die ich vorher auch schon interessant fand. Passform war damals und ist auch heute immer mal wieder kein Thema für mich. Zumindest nicht, bevor ich etwas näh(t)e. Das soll sich 2025 auf jeden Fall definitiv (ver)ändern.
Denn mittlerweile, fast zwei Jahrzehnte weiter, ist mir auch wichtig, wie die Kleidung sitzt. Welcher Auschnitt zu mir passt, worin ich mich wohlfühle und was sowohl bequem und praktisch, als auch ein klein bisschen modisch, ist.
Nachdem ich früher ohne nenneswerten Busen einfach alle Oberteile locker tragen konnte, so habe ich mittlerweile sogar mit Hilfe von meiner Nähfreundin Ruth ein Oberteil mit einer FBA angepasst und dabei festgestellt, dass ich wirklich viel Stoff an anderen Stellen brauche, als es manche Schnittmuster vorsehen.
Doch welche Ausschnittformen und Saumlängen nun ideal für mich sind, dazu habe ich mir noch nie ausgiebig Gedanken gemacht. Manchesmal die Hose eben so lang gemacht wie der Stoff es hergab. Nähen mit Plan – nicht bei mir. Zumindest eine lange Zeit nicht. Doch das will ich ändern!
#handmadelifeforever
Ich bin etwas unsicher, was ich nach der Makeover Aktion empfinden werde. Oft sieht man bei so Umstylings ja immer nur die erste Reaktion und nicht, wie sich die Stil Veränderung dann weiter zeigt.
Ich bin sicher, dass ich nach dem Makeover eine Liste haben werde, an Dingen die ich noch nähen oder Second-Hand kaufen will. Sicherlich werde ich auch immer noch mehr Kleidung im Kleiderschrank haben, als viele meiner Freundinnen.
Ich erhoffe mir, dass sich mein Kleiderschrank im Anschluss etwas mehr wie ein gut gepackter Koffer anfühlen wird. Denn ich bin schon oft verreist und war mit meiner Reisegarderobe sehr zufrieden. Ob das nun ein dreitägiger Trip Richtung Nordsee war, bei dem ich meine Kleidung und ein Handtuch in einem normalen Rucksack mit hatte. Oder eine zweiwöchige Rundreise in Südeuropa mit meinem Handgepäck Rucksack. Irgendwie habe ich es immer geschafft so zu packen, dass die Tasche gefüllt und die Outfitmöglichkeiten so vielfältig waren, dass ich jeden Tag etwas anziehen konnte nach dem ich mich auch an dem Tag gefühlt habe.
Ich kann also mit wenig Teilen auskommen. Ich habe die Kreativität, um Teile neu zu kombinieren.
Nun stelle ich mir also vor ich gehe jeden Monat af eine Reise. Ein Abschnitt meines Kleiderschranks ist mein Koffer, der Rest des Schranks ist für die Aufbewahrung zuständig. Denn, so geht es mir zumindest, ich trage im Mai definitiv andere Kleidungstücke als im November. Das bringt einfach das Wetter hier im Norden mit sich.
Und ja, vielleicht ist der Gedanke, jeden Monat als Reise zu betrachten eine schöne Möglichkeit mit dem Thema Garderobe umzugehen und passt genau zu mir und meinem individuellen Stil.
Wie geht es nun weiter?
#handmadelifemakeover – die einzelnen Schritte
- Gedanken machen, Ideen sammeln, Wünsche äußern, Träume wahrnehmen
- Status Quo dokumentieren
- Radikale Ehrlichkeit beim Aussortieren
- Was ist, was bleibt und was kann noch werden?
- Wie viel ist genug?
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