Sustainable Fashion – ein Prinzip mit langer Geschichte und eine kleine Geschichte für #2018diydontbuy

In meinem Studium habe ich schon viel über die Textilindustrie gelernt, doch trotzdem frische ich von Zeit zu Zeit gerne mein Wissen über Produktionsmethoden und Materialien auf. Außerdem, muss ich zugeben, bin ich einfach ein totaler „Textil-Nerd“.

Die Bücherhalle ist eine tolle Quelle für Bücher aller Art über Textilien und Mode. Und auch die Auswahl an Nähbüchern ist großartig. Ach ja, Bücherhallen sind in Hamburg übrigens die Büchereien in denen man gegen einen Jahresbetrag Bücher ausleihen kann. Ich habe schon seit meinem Umzug nach Hamburg eine „goldene“ Mitgliedskarte! So kann ich so viele Bücher, wie ich möchte, ausleihen. Zudem kann ich CDs und DVDs ausleihen und habe zudem die Möglichkeit online e-books und noch viel mehr zu lesen.

In der Bücherhalle habe ich dieses tolle Buch in der Textil- und Bekleidungsabteilung gefunden:

Sustainable Fashion: Past, Present and Future, geschrieben von Jennifer Farley Gordon und Colleen Hill

Das Buch erschien schon 2014, ist aber jederzeit top aktuell. Es zeigt nicht nur den aktuellen Stand im Bereich nachhaltiger Mode, sondern zeigt auch die Entwicklung der Textilindustrie auf. Vor allem machte es mir noch einmal klar, dass erst durch die industrielle Revolution überhaupt diese Einstellung in den Köpfen der Menschen entstand, dass mehr Kleidung, die häufiger aktualisiert wird, auch mehr Prestige bedeutet.

Ich verfolge die Aktion #2018DIYdontbuy, die Lisa von Mein Feenstaub ins Leben gerufen hat, und stolpere immer wieder über dieses Thema.

Vor allem stolpere ich über die Einstellung von mir selbst.

Klar, ich kaufe wahrscheinlich weniger Kleidung, als manche Frauen, die wöchentlich bei H&M und Zara shoppen gehen. Doch trotzdem empfinde ich meinen Konsum als „Zuviel“. Der Kleiderschrank ist voll, trotzdem „brauche“ ich noch diese eine Jacke oder diese eine Hose, obwohl ich, um meinen Körper zu verhüllen und vor Kälte bzw. Sonne zu schützen, genug andere Kleidung habe.

Ja, ich nähe den größten Teil meiner Kleidung selbst, aber eigentlich brauche ich auch das nicht zu tun, denn der Schrank ist gut gefüllt.

Wann wird mir die aktuelle Garderobe jemals genug sein?

Zurück zum Buch: Bevor Kleidung industriell hergestellt wurde, hatten die meisten Frauen einen Schneider bei dem sie Kleidung auf ihre Maße schneidern ließen. War die Form der Kleidung out-of-date wurde das bestehende Modell abgeändert, denn Stoff war kostbar und teuer in der Herstellung. Einen ähnlichen Gedanken folgt das heutige Upcycling von alter Kleidung. Ein manches Mal wird dabei aus einem Kleidungsstück ein neues, was dem aktuellen Trend entspricht, oder aus mehreren Kleidungsstücken, wird ein neues Modell kreiert. Upcycling ist auch unter Modestudenten ein beliebtes Thema, bietet es sich doch an, da man hier eine Kreativität zeigen kann, die etwas anders ist, als das Kreieren von Mode aus einem unbefleckten Stück Stoff.

Warum ist das Zurückgreifen auf bereits bestehende und produzierte Mode so sinnvoll?

Nun, das liegt immer noch in der Kostbarkeit der Rohstoffe. Zwar ist die Herstellung der Materialien nicht mehr mit so viel Handarbeit verbunden, wie noch zu Zeiten vor der Erfindung von Cotton Gin und Spinning Jenny, doch heute haben die Materialien etwas, dass sich als „ökologischer Fußabdruck“ berechnen lässt. Und der sieht bei den meisten Materialien nicht so positiv aus, wie man vielleicht denken mag. Kostbar ist also heutzutage nicht mehr das Material an sich, sondern, was das Material mit unserer Umwelt macht – und unsere kostbare Umwelt haben wir nun einmal!

Vor- und Nachteile von unterschiedlichen Materialien

Baumwolle ist eine viel gelobte und verwendete Naturfaser, doch ihr Anbau ist oft schädlich für die Natur. Enormer Wasserverbrauch und Einsatz von Pestiziden im Anbau, Monokulturen, die dem Boden die Nährstoffe entziehen und dadurch das Land nach dem Anbau für einige Jahre unfruchtbar lassen… es gibt einiges, was die Ökobilanz von Baumwolle nicht unbedingt positiv darstellt.

Ist also eine Chemiefaser, wie zum Beispiel Polyester oder Viskose dann besser?

Leider kann man das nicht wirklich bejahen. Polychemische Fasern bestehen aus nicht nachwachsenden Rohstoffen und können nach ihrem Einsatz nur mit chemischen Prozessen wiederverwertet werden. Bei der Herstellung von Viskose, die auf Zellulosebasis entsteht, wird eine Menge Chemikalien zugegeben, damit die Faser versponnen werden kann. Auch wenn also auf den ersten Blick die Chemiefasern weniger Wasser in der Herstellung verbrauchen und auch keinen direkten Eingriff in die Natur darstellen, so sind sie vor allem nach ihrem Einsatz als Bekleidung schädlich, denn sie können sich nicht selbst zersetzen.

Von der Natur wieder zurück zur Natur ist ein Kreislauf, der nur bei den natürlichen Fasern funktioniert. Mittlerweile hat die Industrie jedoch Wege gefunden auch chemische Fasern nach ihrer Lebenszeit als ein Produkt wieder in ein anderes Produkt zu verwandeln. So macht z.B. Patagonia aus Plastikflaschen und recycelten Textilfasern wieder neue T-Shirts – zu einem angemessenen Preis, den sich jeder leisten kann.

Und langsam halten diese Materialien auch Einzug in die Stoffbranche. Bei Alles fuer Selbermacher* gibt es nun Badelycra, das zu 100% aus Meeresabfällen besteht. Eine echte Innovation, die nun auch für den Hobbyschneider verfügbar ist.

Das Wort zum Sonntag

Ich werde mir weiter Gedanken machen, wie ich meinen Konsum positiv verändern kann. Denn sicher ist für mich: #2018DIYdontbuy ist für mich nicht nur ein Jahresprojekt, sondern ein Projekt für mein ganzes weiteres Leben.

So, ich werde jetzt erst mal meinen Kleiderschrank aufräumen – denn dabei beschäftige ich mich intensiv mit meiner Garderobe, mache mir Gedanken, ob ich das, was ich habe, auch mag und habe im Nachgang wieder viele Ideen, welche Kleidungsstücke mal wieder das Licht erblicken dürfen.


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